Verhaltener Ausblick
Die Schweizer KMU blicken, bestenfalls, verhalten in die nähere Zukunft. Zu schaffen machen ihnen höhere Energiekosten und eine stockende Nachfrage aus dem Ausland, wie der Einkaufsmanagerindex KMU-PMI von Raiffeisen zeigt. Ähnliche Ergebnisse zeitigt das breiter gefasste Konjunkturbarometer der Konjunkturforschungsstelle KOF.
50,1 Punkte erreichte der Raiffeisen KMU PMI im November, ein minimaler Anstieg im Vergleich mit den beiden Vormonaten, die exakt 50 Punkte erreichten. Dieser Wert markiert den Stillstand, die Anzeichen für Auf- und Abschwung halten sich die Waage. Der Unterschied ist aber so marginal, dass aus gutem Grund von einer nun schon seit drei Monaten anhaltenden Stagnation gesprochen werden kann. Im Detail zeigen sich indes Verschiebungen. So zeigt der Auftragsbestand leicht aufwärts (um 0,6 Punkte), auch die Lieferfristen sind kürzer geworden, während die Beschäftigung mit 46,9 Punkten auf dem tiefsten Stand seit Januar liegt und auch die Produktion weiter im negativen Bereich liegt.
Auf «tiefem Niveau» verharren die Aussichten im KOF Konjunkturbarometer. Schon zum fünften Mal in Folge sinkt der Indexwert. Aktuell liegt er bei 89,5 Punkten und damit 10,5 Punkte unter der Wachstumsschwelle. Klammert man den Covid 19 – bedingten Absturz im Mai 2020 aus, wurde letztmals im September 2019 ein leicht tieferer Wert registriert. Durchwachsen sei das Bild im Verarbeitenden Gewerbe und Bau. Negative Signale verzeichneten die Indikatoren zur Bewertung der Produktionskapazitäten, des Lagers und der Wettbewerbssituation. Positiv seien die Rauchzeichen bei Vorprodukten, Hemmnissen in der Produktion und der Auftragslage. Am stärksten betroffen sind die Metallindustrie, Holz- und Papierwaren sowie der Maschinen- und Fahrzeugbau.
Die Schweizer KMU sehen sich derweil in der Grundversorgung mit Elektrizität ab Januar mit Preissteigerungen von durchschnittlich einem Viertel konfrontiert. Dazu kommen die immer realistischer werdenden Rezessionsängste in vielen europäischen Staaten, verbunden mit einer anhaltenden, sehr hohen Rezession. Das dürfte insbesondere den exportorientierten KMU einiges Kopfzerbrechen bereiten. In der Schweiz sieht es derweil noch eher danach aus, dass die Wirtschaft einer Rezession entgehen könnte. Als «ganz wichtige Stellschraube» erachtet Heiner Mikosch, Leiter der Sektion Internationale Konjunktur am KOF, in einem Interview das Management des Wechselkurses durch die Schweizerische Nationalbank. «Man muss sich die Inflationsdifferenzen im Ausland anschauen und genau überlegen, wie viel Aufwertung des Frankens man zulassen kann. So kann man sich vor einer importierten Inflation schützen. Andererseits darf man natürlich nicht überschiessen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Exportsektors durch eine zu hohe Aufwertung nicht zu gefährden. Gelingt dieser Balanceakt, ist das die halbe Miete, um eine längere Krise zu vermeiden.» Diese Hausaufgaben habe die Nationalbank bislang gut gemeistert.
Urs Fitze