Schweizer Wirtschaft im Gegenwind
2023 wird ein schwieriges Jahr, hierzulande, europaweit und in aller Welt. Darin ist sich die Prognostiker-Gemeinde einig. Es sind der Risikofaktoren zuviele, als dass es sich auf ein Wunder hoffen liesse. Doch es gibt auch einige Hoffnungsschimmer.
(Urs Fitze) Die vergangenen Jahre waren wirtschaftliche eine veritable Berg- und Talfahrt. Kaum standen die Zeichen nach den schwierigen Jahren der Bewältigung der Folgen der Weltwirtschaftskrise 2008 und 2009 auf stabilem Wachstum, machte die Covid 19 – Pandemie allfälligen Träumen eines ewigen Booms ein rasches Ende. Eine ausgesprochen scharfe Rezession hielt 2020 die ganze Welt in Atem, auch in China, dem Wachstumsmotor der Welt, kam es knüppeldick. 2021 folgte das grosse Aufatmen, Nachhol- und Aufholeffekte sorgten für weit überdurchschnittliche Wachstumsraten, aber auch überhitzte Märkte und gewaltige Probleme mit den globalen Lieferketten. 2022 machten der russische Überfall auf die Ukraine, explodierende Energiepreise, eine erratische Covid 19-Politik in China und eine seit Jahrzehnte nicht mehr gesehene Inflation erneut die reichlich optimistischen Prognosen zur Makulatur. So war für die Schweiz mit einem Wachstum um die drei Prozent gerechnet worden. Inzwischen ist klar: Es werden kaum zwei Prozent sein, was, dank eines soliden ersten Halbjahres, noch immer sehr beachtlich ist. Die sehr niedrige Arbeitslosigkeit und eine im internationalen Vergleich sehr geringe Teuerung zeigen eine solide Grundstabilität. Für dieses Jahr dominiert dennoch und aus guten Gründen der Pessimismus, die Prognosen schwanken zwischen 0,5 und einem Prozent. 2024 könnte dann in etwa das Potenzialwachstum von knapp zwei Prozent erreicht werden. Damit steht die Schweiz im europäischen Vergleich noch recht gut da, namentlich in Deutschland und Italien wird mit einer milden Rezession gerechnet, aber auch die Vereinigten Staaten sehen eher düsteren Zeiten entgegen. Und China wird sich sehr schwer tun, zu seiner Rolle als Wachstumsmotor zurückfinden. Inzwischen hat der nächste schlafende Riese, Indien, die Führungsrolle übernommen. An einem so exportorientierten Land wie der Schweiz geht diese Entwicklung natürlich nicht spurenlos vorbei. Anderseits zeigt die Erfahrung der letzten zwei, von einigen Verwerfungen geprägten Jahrzehnte: Die Ausschläge in der konjunkturellen Entwicklung sind hierzulande deutlich weniger ausgeprägt als anderswo.