«Die Schweiz wächst moderat dahin»
Die Konjunkturindices der KOF und von Raiffeisen KMU PMI zeigen im Mai einen leichten Aufschwung an. Die Prognosen für dieses Jahr fallen verhalten aus. Erst 2025 ist mit einer Annäherung an das Potenzialwachstum von zwei Prozent zu rechnen.
(Urs Fitze) «Die Schweiz wächst moderat dahin», betiteln die Konjunkturforschenden von Raiffeisen Economic Research in ihrem Konjunkturcheck die Entwicklung der jüngsten Vergangenheit. Das Schweizer Bruttoinlandprodukt legte fast im Gleichklang mit der Eurozone im ersten Quartal um 0,3 Prozent zu, was das «moderate Wachstumstempo der letzten Quartale» fortführe. Dafür verantwortlich zeichnet vor allem der Dienstleistungssektor, während die Industrie weiter stagniert. Von einer «robusten Schweizer Konjunktur» sprechen die Forschenden der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH. Deren Konjunkturbarometer ist im Mai nach einem Anstieg im April wieder leicht gesunken, er liegt damit noch knapp über der Wachstumsschwelle von 100 Punkten – eine seit Monaten anhaltende Konstante der schweizerischen Konjunkturentwicklung. Bremsspuren zeigen dabei das Verarbeitende Gewerbe, die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie das Auslandgeschäft, während der private Konsum und das Baugewerbe mit Aufschwungstendenzen die Gesamtbilanz aufhellen. Beim Verarbeitenden Gewerbe ist die Abkühlung in fast allen Branchen spürbar, namentlich im Maschinenbau, der Chemie- und Pharmaindustrie.
Der die Geschäftslage der KMU und des Gewerbes noch etwas detaillierter abbildenden KMU PMI von Raiffeisen ist im Mai von 44,8 auf 50,5 Punkte gestiegen und notiert damit erst zum zweiten Mal in diesem Jahr über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. So seien die Auftragsbücher deutlich besser gefüllt als noch im April. Zugenommen hat auch die Beschäftigung, bei 701 700 beschäftigten Personen im Verarbeitenden Gewerbe ein für die Gesamtwirtschaft bedeutender Faktor. Das gilt insbesondere für die Beschäftigen in der Industrie, wo KMU rund 60 Prozent der Arbeitsplätze stellen.
Die KOF prognostiziert für das laufende Jahr einen Anstieg des realen, um Sportevents bereinigten Bruttoinlandprodukts um 1,2 Prozent. Rechnet man die grossen Sportanlässe, dieses Jahr die Fussball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele, deren Einnahmen bei den in der Schweiz ansässigen Verbänden verbucht werden, dazu, liegt dieses bei 1,6 Prozent. Die Schweizer Wirtschaft, so die KOF, werde sich dank einer verbesserten Situation auf den europäischen Absatzmärkten in der zweiten Jahreshälfte erholen. Raiffeisen ist einiges pessimistischer und kalkuliert mit nur 0,8 Prozent Wachstum. Die Erholung soll erst 2025 einsetzen mit immer noch moderaten 1,3 Prozent. Die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes rechnet wie die KOF mit einem «deutlich unterdurchschnittlichen» Wachstum von 1,2 Prozent. So sei mit durch die tiefe Auslastung der Produktionskapazitäten bedingten, sinkenden Investitionen zu rechnen. Stützend wirke vor allem der private Konsum. Für 2025 erwartet die Expertengruppe ein Wachstum von 1,7 Prozent.