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Es gibt Grund zur Hoffnung

Nach einem extrem schwierigen Jahr stehen die konjunkturellen Zeichen auf Hoffnung. Wenn es gelingt, die Pandemie zügig einzudämmen, könnte das Schlimmste schon Ende Jahr überwunden sein.

Es kann nur besser werden mit der Schweizer Wirtschaft. Um 2,9 Prozent ist das Bruttoinlandprodukt im Corona-Jahr 2020 geschrumpft. Der Rückgang war damit deutlich stärker als in der Finanzkrise 2009, als ein Minus von 2,1 Prozent resultiert, aber nicht ganz so hoch wie Ölkrisenjahr 1975. Und auch das erste Quartal dieses Jahres wird nach ersten Schätzungen des Staatssekretariat für Wirtschaft SECO deutlich negativ ausfallen, was angesichts der vorherrschenden Massnahmen zur Bekämpfung von Covid 19 auch nicht weiter verwundert. Prognosen für den weiteren Verlauf sind schwierig. Das räumen auch die Prognostiker ein.  Doch man lauscht nur zu gern ihren optimistischen Botschaften über die nahe wirtschaftliche Erholung. Sie alle gehen in ihrem Ausblick davon aus, dass dank Schnelltests und Impfkampagnen das Schlimmste bald überstanden ist und die Restriktionen nach und nach zurückgenommen werden. 

Und dann könnte es richtig gut kommen. Ein BIP-Wachstum von drei und mehr Prozenten liegt im Bereich des Wahrscheinlichen – trotz des Rückgangs im ersten Quartal. Die Expertengruppe des Bundes etwa rechnet damit, dass schon bis Ende Jahr das Vorkrisenniveau überschritten sein wird. Für das kommende Jahr wären gar 3,3 Prozent zu erwarten. Diesen Optimismus scheint auch die Wirtschaft zu teilen. Das auf der Basis von 500 Indikatoren errechnete Konjunkturbarometer der Konjunkturforschungsstelle KOF ist im März auf 117,8 Punkte gestiegen und liegt damit um 15,2 Punkte über dem Vormonat und gar 21,3 über dem Wert im Januar. Es ist gut elf Jahre her, seit letztmals ein so hoher Wert errechnet wurde. Das Konjunkturbarometer spiegelte in den vergangenen Jahren das Auf und Ab der Wirtschaft erstaunlich präzise. Es darf also gehofft werden, zumal auch die anderen Prognoseinstitute in den optimistischen Chor einstimmen – vorausgesetzt, das Coronavirus verflüchtigt sich allmählich und macht eine Rückkehr in die Normalität möglich. Zu verhaltenem Optimismus gibt auch die Tatsache Anlass, dass die befürchtete Kreditklemme ausgeblieben ist. Nach Angaben des KOF liegt Ende 2020 der Anteil der Unternehmen, die Finanzierungsprobleme haben, gar tiefer als ein Jahr zuvor – mit Ausnahme des Baugewerbes und des Verarbeitenden Gewerbes. 

Die tragende Säule des kommenden Aufschwungs dürfte die Industrie sein, deren Auftragsbücher sich wieder füllen, aber auch im Produzierenden Gewerbe wird die Auftragslage als deutlich besser eingeschätzt. Vor allem die Binnenwirtschaft hat grossen Nachholbedarf. Die Experten des Bundes rechnen mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit an die Drei-Prozent-Marke. Als grösste Unsicherheitsfaktoren werden neben der Corona-Pandemie die weltwirtschaftliche Entwicklung und sogenannte Zweitrundeneffekte genannt. Die KOF hat auch ein Negativszenario parat mit fortschreitenden Auswirkungen der Pandemie. Der Effekt hält sich danach in Grenzen. Gerechnet wird mit einer um 0,3 Prozent niedrigeren Jahreswachstumsrate oder 2,2 Milliarden Franken an Wertschöpfungseinbussen. Mit kurz- und mittelfristigen Auswirkungen sei auch bei der allgemein erwarteten Konkurswelle zu rechnen. Und schliesslich könnte eine neue, noch ansteckendere Virusvariante, wie sie etwa in Brasilien schon wütet, die ganzen Szenarien zur Makulatur machen. Hoffen wir, dass es nicht soweit kommt. 

Urs Fitze